Andreas Gehrke gewinnt den Europäischen Architekturfotografie-Preis architekturbild 2017

München/Frankfurt/Potsdam (05.04.2017) – Der Berliner Andreas Gehrke ist Gewinner des Europäischen Architekturfotografie-Preises architekturbild 2017 »Grenzen | Borders«. Eine Jury wählte seine Bildserie »Arrival« auf den ersten Platz. In dem anonym durchgeführten und international ausgeschriebenen Wettbewerb, der mit 6000 Euro dotiert ist, gingen drei weitere Preise an die Fotografen Matthias Jung, Daniel Poller und Wilhelm Schünemann. Fünf Bildserien wurden mit einer Auszeichnung und 19 mit einer Anerkennung gewürdigt.

Der Europäische Architekturfotografie-Preis architekturbild ist ein weltweit einzigartiger und international beachteter Preis. Ausgelobt wird er seit 1995 alle zwei Jahre, seit 2003 vom architekturbild e.v.. Er wird 2017 also bereits zum zwölften Mal vergeben. Kooperationspartner sind das Deutsche Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main, und die Bundesstiftung Baukultur, Potsdam. Eine interdisziplinär und international besetzte Jury wählt bei jedem Wettbewerb, zu dem die Teilnehmenden jeweils eine Serie mit vier Bildern einreichen, die 28 besten Serien aus. Diese werden dann in einer Wanderausstellung gezeigt und in einem Katalog präsentiert. Die Ergebnisse haben auch 2017 gezeigt, wie weit der Begriff Architekturfotografie gefasst werden kann.
Die Bildserie »Arrival« von Andreas Gehrke, welche die Jury unter Vorsitz von Celina Lunsford mit dem ersten Preis auszeichnete, dokumentiert provisorische Flüchtlingsunterkünfte in Berlin. Durch den Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farbfotografie verweist er jeweils auf Situationen der Vergangenheit bzw. Gegenwart.
Mit einer Auszeichnung wurden die Bildserien von Dr. Alexander Beck, Martin Dziuba, Philippe Grollier, Wolfram Janzer und Sally-Ann Norman gewürdigt. Anerkennungen gingen an Anja Bohnhof, Judith Buss, Florian Fäth, Jonas Fischer, Andreas Fragel, Torsten Andreas Hoffmann, Shimizu Ken, Quintin Lake, Alexander Mai und Mikula Platz, Philipp Meuser, Daniel Müller Jansen, Filippo Poli, Robert Pufleb, Gregor Sailer, Martin Sigmund, Martin Steinkellner, Rainer Viertlböck und Kai Wiedenhöfer. Insgesamt hatten 133 Fotografinnen und Fotografen unter anderem aus Japan, den USA, Kanada, Irland, Großbritannien, Estland, Österreich und der Schweiz Arbeiten eingereicht.

Die Preisverleihung findet am 5. Mai 2017 bei der Eröffnung der Ausstellung des Europäischen Architekturfotografie-Preises architekturbild 2017 »Grenzen | Borders« im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main statt.

Medienpartner des Preises 2017 ist competitionline.

Die Jury
Celina Lunsford (Vorsitzende der Jury), Künstlerische Leiterin Fotografie Forum Frankfurt
Dr. Anne Schmedding, Bundesstiftung Baukultur, Potsdam/Berlin
Christina Gräwe, Vorsitzende des architekturbild e.v., Berlin/München
Brita Köhler, Deutsches Architekturmuseums (DAM), Frankfurt am Main
Dirk Brömmel, Fotograf, Wiesbaden
Ingo Taubhorn, Fotograf, Kurator, Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg
Prof. Jörg Winde, Fotograf, Professur Fotografie, Fachhochschule Dortmund

Hinweis für Redaktionen
Bildmaterial zu den vier mit Preisen gewürdigten Serien sowie jeweils eine Kurzvita und Hinweise zum Copyright der Arbeiten können Sie HIER herunterladen.

Pressekontakt
Christina Gräwe, 1. Vorsitzende architekturbild e.v., Telefon 0177 4209547, c.graewe@architekturbild-ev.de
Brita Köhler, Deutsches Architekturmuseum (DAM), Telefon 069 212363-18, brita.koehler@stadt-frankfurt.de
Anneke Holz, Bundesstiftung Baukultur, Telefon 0311 201259-14, holz@bundesstiftung-baukultur.de

Informationen zur Auslobung (Mai 2016) gibt es hier,

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Die Fotoserien der Preisträger

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Jury-Zitat
Andreas Gehrke dokumentiert in seiner “Arrival”-Serie provisorische Flüchtlingsunterkünfte in Berlin. Durch den Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farbfotografie verweist er jeweils auf Situationen der Vergangenheit bzw. Gegenwart. Die Aufnahme des Bürogebäudes zeigt ein früheres Stasi-Quartier. Im Hotel President richtet er sein Augenmerk auf die Inneneinrichtung und deren triviale Überbleibsel, wie sie die Menschen ohne Land oder Heimat nun vorfinden. Am Flughafen Tempelhof blieb ein Kuppelbau, der nach einer Gartenausstellung als Mehrzweckgebäude für Flüchtlinge umgestaltet werden sollte, längere Zeit ungenutzt, während es an anderen Orten akuten Platzmangel gab. Auf dem letzten Bild ist eine palästinensische Flagge zu sehen, die über einen provisorischen Wandschirm gehängt wurde. In dieser behelfsmäßigen Unterkunft in einer Messehalle verweist sie auf die Identität einer Person. Gehrkes Fotografien wurden mit dem ersten Preis ausgezeichnet, weil sie ein Thema von großer Aktualität und Bedeutung auf solch beeindruckende Weise visuell in Szene setzen. Durch den Fokus auf verschiedene Umgebungen von Flüchtlingen erhält der Betrachter einen umfassenden Eindruck des Ausmaßes der Entfremdung und der psychischen Auswirkungen von Grenzen auf den Menschen.


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Jury-Zitat
Eine Atmosphäre des Verbrechens liegt über diesen Nachtbildern. Für die Aufnahmen dieser mit Brettern vernagelten Fassaden hat Matthias Jung lediglich die vorhandene Straßenbeleuchtung genutzt. Sie wirken dadurch wie surreale Bühnen einer dramatischen Inszenierung. Es sind tote Orte. Die Backsteingebäude und ganze Ortschaften liegen innerhalb der abgesteckten Grenzen der langfristigen Standortverlegungspläne des Energiekonzerns RWE. “Revier”, der Titel des Fotoprojekts bezieht sich als Begriff auf die Grenzen dieser besiedelten Landschaften zwischen den Tagebauen von “Hambach” und “Garzweiler” in Nordrhein-Westfalen. Vor Jahrzehnten wurden diese Areale für den Braunkohleabbau freigegeben. Die hier über viele Generationen lebenden Menschen waren sich immer bewusst, dass ihre innerhalb dieser Grenzen gelegenen Häuser und Gemeinden eines Tages verschwinden würden. Die Jury hat die Art und Weise sehr beeindruckt wie Jung dieses Thema fotografisch umgesetzt hat: Eine geheimnisvolle Geisterstadt, die die Komplexität des Daseins und den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt veranschaulicht.


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Jury-Zitat
Unsere Städte sind permanent im Werden. Umbau, Abriss, Neubau in nie endender Wiederkehr. Das ist notwendig, um unsere gebaute Umwelt an gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse anzupassen, aber erschwert uns oft den Alltag und setzt uns Grenzen in Form von neuen Baustellen, Umleitungen, Staus in den Weg. Diese Geschichte erzählt Daniel Poller in seinen Bildern, die auf den ersten Blick so scheinbar harmlos alltägliche Straßenszenen dokumentieren. Beim näheren Hinschauen entwickelt sich jedoch in der Tiefe der Bilder ein weiteres komplexes Spiel von Abschirmung und Öffnung, von Fassade und Volumen. Wie übergroße Spolien stehen historische Fassaden ohne Funktion an der Straße und kaschieren dahinterliegende Gebäude. Zeitgenössische Bauten drängen sich an die historischen Überbleibsel, überformen sie und degradieren sie zu Kulissen. Poller zeigt uns damit auch die Folgen eines grenzenlosen Immobilienmarktes.


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Jury-Zitat
Es sind nur scheinbar oberflächliche Fotografien mit Spiegelungen in großen Fenstern und dahinterliegenden Vorhängen, die keinen Blick freigeben auf das Innere des Gebäudes. Die formale Ästhetik der Bilder ist eine geschickt eingesetzte gestalterische Metaphorik für die Inhalte, die sich tatsächlich abspielen hinter dem Schein und der Kulisse der »Global Player« – Konzernbüros, die fußläufig entfernt des Bundestages ihre Lobbyarbeit verrichten. Erst der Text, der offizielle Verlautbarungen der betreffenden Unternehmen in den unmittelbaren Kontext des Bildes stellt, offenbart den immerwährenden Konflikt zwischen Freiheit und Demokratie einerseits, und handfesten wirtschaftlichen Interessen andererseits. Die stark konzeptionell angelegte fotografische Arbeit vermittelt mit visueller Klarheit und gedanklicher Präzision etwas von dem Gefühl der Ohnmacht gegenüber politischen Prozessen und den Auswirkungen auf das Leben der Menschen.